Colloquia Germanica Stetinensia

Vorher: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Szczecińskiego. Colloquia Germanica Stetinensia

ISSN: 2450-8543     eISSN: 2353-317X    OAI    DOI: 10.18276/cgs.2023.32-03
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Liste der Ausgaben / nr 32
Liebe als Flucht: Metaphorische und allegorische Sinnschichten in Gertrud Leuteneggers Roman „Späte Gäste“ (2020)

Autoren: Daniel Annen
Kantonsschule Kollegium Schwyz
Schlüsselbegriffe: dialektisches Bild Phantasmagorie Flucht Liebe Tod Traum
Data publikacji całości:2023-11
Seitenanzahl:28 (41-68)
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Abstract

Der 2020 publizierte Roman "Späte Gäste" der Schweizer Autorin Gertrud Leutenegger (*1948) fasst die Beziehungen zwischen Liebe und Tod ins Auge. Die Ich-Erzählerin reist in das Tessiner Dorf, wo ihr Freund gewohnt hat und nun in einer Kapelle aufgebahrt ist. Sie will ihn nochmals sehen, doch das gelingt ihr gar nicht, wenigstens nicht in einem körperlichen Kontakt, weil die Totenkapelle geschlossen ist. Die verriegelte Tür wird aber im Kontext der Erzählung wegen ihrer metaphorischen und metonymischen Bedeutung interessant, denn sie steht für die Barriere zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem ehemaligen Geliebten – für eine heilsame Barriere, gerade weil sie auch einen Abstand für den Geist und das Gefühl ermöglicht. Diese mental-emotionale Distanz zeigt sich in verschiedenen Reflexionen und Bildern, die vor dem inneren Auge der Ich-Erzählerin auftauchen und einerseits zwar die Vergangenheit betreffen, anderseits jedoch sich mit der Gegenwart verbinden und sogar eine Zukunftsperspektive eröffnen. Insofern könnte man sie mit Walter Benjamin als dialektische Bilder bezeichnen. Dieser Dialektik der Bilder in Leuteneggers Roman geht der Beitrag nach, indem er darlegt, wie die Ich-Erzählerin angesichts des Todes zunehmend eine Freiheit gewinnt, nämlich die Freiheit von der Todesangst – und damit auch von den falschen ‚Sicherheiten‘ der modernen Welt.
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Bibliographie

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