Colloquia Germanica Stetinensia

Vorher: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Szczecińskiego. Colloquia Germanica Stetinensia

ISSN: 2450-8543     eISSN: 2353-317X    OAI    DOI: 10.18276/cgs.2019.28-06
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Liste der Ausgaben / nr 28
Sich-Erinnern als (Über-)Leben oder Wie sich Biografien in Literatur verwandelten. Zu den ‚Initiationsromanen‘ von Armin Müller, Günter Grass und Wieland Förster

Autoren: Klaus Hammer
Politechnika Koszalińska
Schlüsselbegriffe: Erinnerungsliteratur Initiationsroman Autobiografie Ich-Erzähler Authentizität und Fiktion
Data publikacji całości:2019
Seitenanzahl:23 (101-123)
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Abstract

Armin Müllers „Der Puppenkönig und ich“ (1986), Günter Grass’ „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) und Wieland Försters „Tamaschito“ (2017) sind mehr als nur Initiationsgeschichten – oder sollte man einschränkenderweise eher von autobiografischen Aufzeichnungen sprechen? Es sind Abrechnungen mit einer inhumanen Vergangenheit, sie atmen das Credo der Bilanz, einer Rechenschaftslegung, einer harten Selbstbefragung. Erst mit diesen – teils authentischen, teils fiktiven – Bekenntnisbüchern haben die Autoren ein sie quälendes Kapitel ihrer Lebensgeschichte, das zugleich ein unbewältigtes Kapitel der Geschichte der Deutschen ist, niedergeschrieben und sich von einem ihr Leben belastenden Alpdruck befreit. Der Beitrag analysiert diese drei Werke und charakterisiert ihre jugendlichen Protagonisten. In welcher Beziehung steht der Autor zu seinem 16- bzw. 17jährigen Alter Ego in dem jeweiligen Werk? Es wird herausgearbeitet, wie Müller sein Thema – den Verlust der Heimat – mit seines Protagonisten schmerzvoller Verabschiedung der Vergangenheit und dessen zunehmendem Begreifen von realer geschichtlicher Gegenwart verbindet. Für Grass ist dagegen zu konstatieren, dass der geheime Motor für sein Schreiben wohl immer die subjektiv empfundene Schuld – seine einstige Verstricktheit im Nationalsozialismus – gewesen war. Schließlich wird Wieland Försters „Roman einer Gefangenschaft“ als ein an Intensität kaum zu überbietendes Geschehens- und Reflexionskontinuum beschrieben: Das Unmenschliche als Einseitigkeit, als ungeheuerliche Konzentration auf eine Sache, auf einen Gedanken, auf einen Sinn – irgendwie zu überleben.
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Bibliographie

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2.Förster, Wieland. Tamaschito. Roman einer Gefangenschaft. Dresden: Sandstein Verlag, 2017.
3.Egyptien, Jürgen (Hg.). Erinnerung in Text und Bild. Zur Darstellbarkeit von Krieg und Holocaust im literarischen und filmischen Schaffen in Deutschland und Polen. Berlin: Akademie-Verlag, 2012.
4.Grass, Günter. Beim Häuten der Zwiebel. Mit 11 Rötelvignetten. 1. Aufl. Göttingen: Steidl Verlag, 2006.
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6.Gugisch, Peter. „Des Menschen Elend. In seinem Roman Tamaschito verarbeitet Wieland Förster seine Haft in einem sowjetischen Speziallager“. Neues Deutschland, 11.11.2017.
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9.Hammer, Klaus. „Zwischen Himmelsstiege und Guckei. Gespräch mit Armin Müller über seinen Roman Der Puppenkönig und ich“. Sonntag, Berlin 1986.
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13.Hammer, Klaus. „Zeugnis für den Menschen ablegen. Zu Wieland Försters Initiationsroman Tamaschito“. Literaturkritik. Rezensionsforum. Marburg, September-Ausgabe 2018.
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18.Orłowski, Hubert. „Der Topos der ‚verlorenen Heimat‘.“ In: Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe, hrsg. v. Ewa Kobylinska, Andreas Lawaty, Rüdiger Stephan, 187–194. München: Piper, 1992.
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20.Sośnicka, Dorota. „Artur Daniel Liskowackis Roman Eine kleine – eine unmögliche Sonate“. In: Bernd Neumann, Dietmar Albrecht, Andrzej Talarczyk (Hg.), Literatur Grenzen Erinnerungsräume. Erkundungen des deutsch-polnisch-baltischen Ostseeraums als einer Literaturlandschaft, 149–160. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2004.
21.Wisniewski, Roswitha. „Tapetenwechsel in der Literaturbetrachtung – Die Vertreibungsliteratur wird nicht mehr ausgegrenzt“. Kulturpolitische Korrespondenz, Bonn, 20.10.2002: 21–23.